(PN) 21.12.2017 – Der Hohe Kommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Zeid Ra’ad Al Hussein, hat sich entsetzt gezeigt, über die Tötung eines schwerbehinderten Palästinensers durch Israel. Es lägen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass der Mann für israelische Soldaten eine Gefahr dargestellt hätte. Seine Tötung sei „unbegreiflich“ und „schockierend“.
In einer Stellungnahme sprach Al Hussein von einem „wahrhaftigen Schock“, dass israelische Soldaten den in einem Rollstuhl sitzenden 29jährigen Ibrahim Abu Thuraya nahe des Grenzzauns im Gazastreifen am vergangenen Freitag mit einem Kopfschuss getötet hatten. „Die Fakten, die uns soweit vorliegen“, so Al Hussein, „deuten stark daraufhin, dass hier eine unverhältnismäßige Gewalt gegen Ibrahim Abu Thurayeh angewandt wurde.“
Ibrahim Abu Thuraya waren bei einem Raketenangriff von Israel auf den Gazastreifen 2008 beide Beine weggerissen worden. Seitdem saß der Palästinenser im Rollstuhl, verdiente sich seinen kargen Lebensunterhalt mit dem Waschen von Autos und fand sich immer wieder mit seinem Rollstuhl am Grenzzaun ein, um die palästinensische Fahne als Protest gegen die illegale Blockade durch Israel hochzuhalten. Auch am vergangenen Freitag, als Tausende gegen die amerikanische Entscheidung, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, am Grenzzaun protestierten, war er dabei. Videoaufnahmen und Bilder zeigen ihn im friedlichen Protest, mal im Rollstuhl, mal auf seinen Beinstumpen am Boden sitzend. In dieser Situation traf ihn ein aus rund 50 Meter Entfernung von der anderen Seite des Grenzzaunes abgegebener Schuss eines israelischen Soldaten direkt in den Kopf und tötete ihn.
„Soweit wir erkennen können“, so der Hohe Kommissar für Menschenrechte der UN, „ging von Ibrahim Abu Thurayeh keine unmittelbare Gefahr für Leib oder Leben aus, als er getötet wurde. Wenn man seine schwere Behinderung bedenkt, die klar für jene sichtbar war, die ihn erschossen haben, kann man seine Tötung nur als unbegreiflich – als einen wirklich schockierenden und bösartigen Akt ansehen.“
Al Hussein verurteilte Israels Einsatz scharfer Munition gegen palästinensische Demonstranten. „Die Zahl der Toten lässt ernste Besorgnis aufkommen, ob der Einsatz der Gewalt durch die israelische Armee im Verhältnis zur Bedrohung stand.“ Der Hohe Kommissar für Menschenrechte der UN sprach von „fünf nicht zu ersetzenden Menschenleben“.