(PN) 15.06.2018 – Am Donnerstag starb ein 21jähriger Palästinenser an den Folgen von Schusswunden durch israelische Scharfschützen am Zaun von Gaza. Ahmad Ziad Assi war am vergangenen Freitag östlich von Khan Younis im südlichen Gazastreifen in den Kopf geschossen worden. Seitdem lag er in kritischem Zustand im Europäischen Krankenhaus Gaza. Am gestrigen Donnerstagnachmittag gab das Palästinensische Gesundheitsministerium seinen Tod bekannt. Damit steigt die Zahl der durch Israel getöteten Palästinenser im Gazastreifen auf 136.

Bei den Demonstrationen zum „Großen Rückkehrmarsch“ am vergangenen Freitag erschossen israelische Soldaten darüber hinaus weitere vier Palästinenser, darunter erneut auch ein Kind.

Östlich von Khan Younis wurde der 27jährige Ziad Jadallah al-Breem getötet, nahe Jabalia, im Norden von Gaza erschossen israelische Soldaten den 26jährigen Emad Nabil Abu Drabi. Der 29jährige Yousef al-Fasee wurde östlich von Gaza Stadt getötet.
Im südlichen Gazastreifen nahe Rafah schossen israelische Scharfschützen am Freitagnachmittag dem 14jährigen Haitham Mohammad Khalil al-Jamal in den Unterleib. Die Kugel durchschlug nach Angaben der Ärzte die inneren Organe und trat am Rücken wieder aus. Der Junge wurde in das Abu Yousef Al-Najjar Krankenhaus gebracht, dann wegen des kritischen Zustands ins Europäische Krankenhaus verlegt, wo er am Abend starb. Damit erhöhte sich die Zahl der durch israelische Soldaten seit dem 30. März in Gaza getöteten Kinder auf 15.

Verletzt wurden am vergangenen Freitag 618 Demonstranten, darunter mindestens 26 Kinder und 14 Frauen. Acht Verletzte befanden sich im kritischen Zustand, darunter Ahmad Ziad Assi, der gestern starb. Erneut schossen israelische Scharfschützen auch wieder auf Journalisten, fünf wurden verwundet, darunter ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP. Ihm hatten israelischen Soldaten ins Bein geschossen.
Insgesamt erhöhte sich die Zahl der verletzten Palästinenser seit dem 30. März auf 14.605.

Die 136 Toten und 14.605 Verletzten verteilen sich auf die Regionen der fünf Protest-Camps des „Großen Rückkehrmarschs“. Die meisten Palästinenser wurden in Khan Younis und im Norden von Gaza erschossen. Am häufigsten verwundet wurden Demonstranten in der Region um Gaza Stadt. Die geringste Zahl von Toten und Verletzten gab es im Bereich Rafah im äußersten Süden des Gazastreifens.

Insgesamt mussten 7.802 Demonstranten in Krankenhäuser eingeliefert werden, die aufgrund dieser Zahlen inzwischen am Rande des Kollaps operieren. Unter den Verletzten waren 1.239 Kinder und 491 Frauen. Die meisten schweren Verwundungen – 3.895 – wurden durch scharfe Munition verursacht, die nach internationalem Völkerrecht nur im äußersten Notfall bei einer akuten Gefahrenlage eingesetzt werden darf.

Schreckliche Kopfverletzung und tragischer Tod
Fürchterliche Szenen spielten sich am vergangenen Freitag ab, als einem Demonstranten, dem 24jährigen Haitham Abu Sabla, mit einer Tränengasgranate ins Gesicht geschossen wurde. Die Granate durchschlug seine Wange und blieb im Rachen hängen, während der Tränengasqualm aus seinem Mund drang. Er brach zusammen und musste ins Krankenhaus gebracht werden, wo Ärzte fast eine Stunde brauchten, um das Projektil herauszuoperieren.

Drei Tage lang befand sich Abu Sabla auf der Intensivstation. Wegen der Schwere seiner Verletzung wurde seine Verlegung in ein Krankenhaus in Jerusalem beantragt. Doch die Genehmigung, Gaza für die Behandlung zu verlassen, erteilte die Israelische Armee erst gestern.
Besonders tragisch ist auch der Tod des 30jährigen Mohammad Hamada, der am 14. Mai von israelischen Scharfschützen schwer verletzt wurde. Zwei Wochen lang kämpften die Ärzte um ihn, und zunächst schien es, als befände er sich auf dem Weg der Besserung. Ende Mai durfte seine kleine Tochter mit ihm im Krankenhaus ihren sechsten Geburtstag feiern, und das Kind war überglücklich.

Doch dann verschlechterte sich der Zustand von Hamada wieder und am 3. Juni erlag er seinen Verletzungen. Für seine Tochter, die noch wenige Tage zuvor so glücklich mit ihrem Vater ihren Geburtstag gefeiert hatte, brach die Welt zusammen.

Am heutigen Freitag sollen die Proteste am Zaun von Gaza weitergehen. Israel hat trotz der vielen Toten und Verletzten und der Verurteilung durch die UN Vollversammlung am Mittwochabend angekündigt, erneut mit harten Maßnahmen gegen Demonstranten vorzugehen, die sich dem Zaun nähern. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass israelische Scharfschützen darunter auch verstehen, unbewaffnete Rettungssanitäter, Journalisten und Kinder zu erschießen.